Notaufnahme oder Hausarzt?

Wann Sie wirklich ins Krankenhaus müssen

Droht eine Strafe für unnötige Notaufnahme-Besuche? Die Fakten im Überblick

Zunächst die gute Nachricht

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Strafe, wenn jemand ohne akuten Notfall eine Notaufnahme aufsucht. Krankenhausärzte sind verpflichtet, jeden Patienten medizinisch zu bewerten. Stellt sich heraus, dass keine akute Gefahr besteht, kann eine Weiterleitung an den Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst erfolgen. Allerdings gibt es immer wieder Diskussionen über Gebühren für unnötige Notaufnahme-Besuche. Kritiker befürchten jedoch, dass Menschen aus Angst vor hohen Kosten wichtige Behandlungen hinauszögern könnten.

Fakt ist: Notaufnahmen sind für ernsthafte medizinische Notfälle gedacht. Wer sie bei Bagatell-Beschwerden aufsucht, sorgt für unnötige Wartezeiten – und blockiert Kapazitäten für Patienten, die dringend Hilfe benötigen.

Überlastete Notaufnahmen – ein wachsendes Problem

In deutschen Notaufnahmen steigt die Zahl der Patienten stetig. Laut einer Analyse des GKV-Spitzenverbandes wurden 2023 mehr als 12 Millionen ambulante Notfälle in Kliniken behandelt. Viele dieser Fälle hätten auch in einer Hausarztpraxis oder beim kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) versorgt werden können.

Die hohe Patientenzahl in Notaufnahmen hat ernste Folgen: Nicht nur verlängern sich die Wartezeiten für alle, auch das medizinische Personal ist zunehmend überlastet. Um Prioritäten zu setzen, nutzen viele Kliniken das Triage-System. Dabei handelt es sich um eine Ersteinschätzung, die Patienten nach der Dringlichkeit ihrer Beschwerden einstuft – nicht nach der Reihenfolge ihres Eintreffens. Lebensbedrohliche Fälle haben oberste Priorität und werden sofort behandelt. Patienten mit weniger akuten Beschwerden müssen warten oder werden an andere Versorgungseinrichtungen verwiesen.

Notaufnahme oder nicht? So treffen Sie die richtige Entscheidung

Nicht jede gesundheitliche Beschwerde erfordert den Gang in die Notaufnahme. In kritischen Fällen ist jedoch schnelles Handeln gefragt – dann zählt jede Sekunde. Wer eines der folgenden Symptome bemerkt, sollte sofort die Notaufnahme aufsuchen oder den Notruf (112) wählen: 

  • Plötzliche, starke Brustschmerzen (möglicher Herzinfarkt)
  • Atemnot oder schwere Atemprobleme
  • Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen (möglicher Schlaganfall)
  • Bewusstlosigkeit oder Krampfanfälle
  • Starke Blutungen oder tiefe Wunden
  • Vergiftungen oder allergische Schocks

Welche Alternativen gibt es zur Notaufnahme?

Für viele gesundheitliche Probleme gibt es bessere Anlaufstellen, die schneller und gezielter helfen können:

  • Hausarzt: In den meisten Fällen ist der Hausarzt die richtige Adresse für akute Beschwerden.
  • Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst (116 117): Rund um die Uhr erreichbar und eine gute Alternative außerhalb der Sprechzeiten.
  • Notfallpraxen: Viele Krankenhäuser haben ambulante Notfallpraxen, die leichte bis mittelschwere Fälle übernehmen.
  • Telemedizinische Angebote: Einige Krankenkassen bieten digitale Arztgespräche, um schnell eine Ersteinschätzung zu bekommen.

Wer übernimmt die Kosten für die Notaufnahme?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Notaufnahme-Behandlung – unabhängig davon, ob es sich um einen echten Notfall handelt. Allerdings gibt es Unterschiede in der Abrechnung, je nachdem, ob eine medizinische Notwendigkeit besteht.

Bei akuten, dringend behandlungsbedürftigen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder schweren Atemproblemen trägt die Krankenkasse die Kosten vollständig. Wer außerhalb der Sprechzeiten dringend ärztliche Hilfe benötigt, kann sich an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) wenden – auch hier entstehen keine zusätzlichen Kosten.

In seltenen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass ein Krankenhaus eine Rechnung stellt – etwa dann, wenn nach einer Untersuchung keine akute Behandlungsnotwendigkeit festgestellt wird.

Unser Tipp

Wer sich unsicher ist, ob eine Notaufnahme erforderlich ist, kann sich zunächst telefonisch beim ärztlichen Bereitschaftsdienst beraten lassen. So lässt sich klären, welche Versorgung am besten geeignet ist, unnötige Kosten lassen sich vermeiden und die Notaufnahme bleibt für Patienten frei, die tatsächlich dringend Hilfe benötigen.

Wichtige Anlaufstellen im Überblick

  • Notruf (112): Bei akuten, lebensbedrohlichen Notfällen
  • Ärztlicher Bereitschaftsdienst (116 117): Medizinische Hilfe außerhalb der Sprechzeiten
  • Hausarztpraxis: Erste Anlaufstelle für viele Beschwerden
  • Notfallpraxen in Kliniken: Alternative zur Notaufnahme für weniger dringende Fälle

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Veröffentlicht: 11.06.2025 - Aktualisiert: 25.06.2025