Schwanger! Und was wird aus uns?

Beziehungs-Knock-out Kind?

Eine Schwangerschaft, ob geplant oder überraschend, bringt für fast jedes Paar Veränderungen mit sich. Von Herausforderungen, Vorfreude, Zweifeln und Zwiespälten – und wie Sie als Paar damit umgehen sollten.

Die große Herausforderung

Sie wollen Aufmerksamkeit. Essen. Pflege. Sie wollen bespaßt werden. Rauben Paaren den Schlaf und meist auch den Sex. Freizeit und Hobbys sowieso. Und sie kosten mehrere Tausend Euro im Jahr. Kurz, Kinder sind eine ganz schöne Herausforderung. Umso wichtiger, dass Eltern als Paar eine feste Einheit bilden, einander Halt geben und auch Zeit für sich finden. Doch genau darin liegt oft ein Kernproblem.

Kleine Kinder warten nicht

Paare ohne Kinder sind es gewöhnt, sich Zeit für sich zu nehmen – und gegebenenfalls ihren Tagesablauf entsprechend zu planen. Termine, To-dos oder Treffen lassen sich timen und zur Not verschieben. Ein schreiendes, quengelndes, unruhiges Kind nicht. Es ist da. Es hat Hunger, Schmerzen, braucht Nähe oder Aufmerksamkeit. All das fordert es lautstark ein. Wieder und wieder, jetzt und sofort. Zeit, um miteinander Zweisamkeit zu genießen, bleibt da für junge Eltern nicht. Trotzdem – oder gerade deshalb muss mehr denn je in die Partnerschaft investiert werden, wenn das Kind der Beziehung nicht den Knock-out versetzen soll.

Kinder retten keine Beziehung

Noch schwieriger ist es bei Paaren, bei denen es vor der Geburt bereits gekriselt hat. Ein typisches Fehl-Denken ist häufig: „Ein Kind bringt uns als Paar wieder näher zusammen.“ Tatsächlich zeigen viele Studien aber, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Kinder retten keine Beziehungen. Sie beschleunigen eher das Auseinanderleben.

3 Gründe

1. Ängste

Viele junge Eltern wissen nicht, wie der Partner auf die neuen Lebensumstände reagiert: Wird die Mutter sich nur noch mit dem Kind beschäftigen? Wird der Vater sich zu wenig um die Erziehung kümmern?

2. Hormone

Eine Schwangerschaft bedeutet große hormonelle Bewegungen im Körper der Mutter. Darunter können die Ausgeglichenheit und Fröhlichkeit leiden.

3. Belastung

Wenn das Kind auf der Welt ist, empfinden nahezu vier von fünf Paaren die Folgejahre als sehr anstrengend und oft belastend für die Partnerschaft. Hohes Arbeitspensum, Stress mit der ungewohnten Situation oder immer weniger Zweisamkeit – nicht nur sexuelle – können zur Beziehungskrise führen.

Wie können Eltern ihrer Beziehung Gutes tun?

Womit also lässt sich der möglichen Krise gegensteuern? Das Wichtigste ist einmal mehr: Kommunikation! Als Paar müssen Sie auch in der weniger gewordenen Zeit zu zweit miteinander sprechen. Lassen Sie den jeweils anderen an Ängsten, Wünschen, Hoffnungen rund um das Kind und die Partnerschaft teilhaben. Auch ein wichtiges Thema: Wer übernimmt welche Aufgaben – nicht nur rund ums Kind, sondern auch beispielsweise im Haushalt? Und wie kann die gemeinsame Zukunft zu dritt mittel- und langfristig aussehen?

Schmieden Sie Pläne, setzen Sie Ziele. Und behalten Sie diese im Auge. Ebenfalls essenziell: Geduld und Aufmerksamkeit. Verzeihen Sie Launen Ihres Partners. Nehmen Sie Rücksicht auf die Perspektive des anderen. Schenken Sie ihm oder Ihr bei allem Stress auch einmal eine zärtliche Geste. Und auch wenn Unternehmungen zu zweit vermutlich erst einmal die Ausnahme bleiben müssen: Nutzen Sie die Chancen, wenn sie sich ergeben.

Zusammenleben als „Arbeitsprojekt“

Es mag unromantisch klingen, aber: Es kann helfen, die kleine Familie als Arbeitsprojekt zu betrachten. Denn: Eltern können sich nicht mehr so einfach aus dem Weg gehen wie kinderlose Paare, wenn es einmal kriselt. Das Kind muss trotzdem um- und versorgt werden. Und irgendwann kommen schließlich auch die Zeiten, in denen das Kind selbstständiger wird – und die Eltern sich als Paar wieder stärker einander zuwenden können.

Veröffentlicht: 15.11.2021 - Aktualisiert: 19.09.2024